„Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
Dieses Zitat von George Santayana, US-amerikanischer Philosoph, kommt den Schülerinnen und Schülern der beiden Klassen in den Sinn, als sie am 20.3.2024 das Eingangstor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau vor den Türen Münchens erreichen. Hier mussten über 40000 Menschen ihr Leben lassen.
Kalter Wind begrüßt die Klassen auf dem riesigen Appellplatz und lässt erahnen, was die Inhaftierten bei jedem Wetter zweimal am Tag erdulden mussten. Manchmal auch länger, wenn sie so lange stehen mussten, bis ein geflohener Häftling wieder von den SS-Schergen gefangen wurde.
Der Blick auf die schiere Größe des Lagers, Stacheldraht, die Baracken, die Wachtürme und das Krematorium löst bei den Schülern Beklemmung und Fassungslosigkeit aus. „Ich frage mich, wie Menschen Menschen so viel Leid antun können“, drückt Alin Moga aus der 9a seine Gefühlslage aus.
Kerstin Cser, vom Verein ‚Zum Beispiel Dachau‘, die die Schulklassen durch das Lager führt, bringt den Schülerinnen und Schülern den unerträglichen Alltag der Insassen nahe und berührt vor allem mit ihren Ausführungen zu den Methoden, die Gefangenen zu quälen und zu foltern. Erschütternd ist die Erläuterung der berüchtigten ‚“3 B“ – Bock, Baum und Bunker. Die Häftlinge wurden verprügelt, eingesperrt oder mit nach hinten zusammengebundenen Händen an die Decke gehängt. Willkür und Demütigungen waren an der Tagesordnung. Sie zitiert dabei aus den „Dachauer Tagebüchern“ des KZ Häftlings Edgar Kupfer-Koberwitz, in denen ausführlich die Vorgänge im Konzentrationslager, die Lager-SS sowie die Häftlingsgesellschaft beschrieben werden.
Die Klassen verlassen mit ihren Klassenlehrern Silke Maier und Bernd Stäblein nach gut drei Stunden den Ort, der für viele Menschen vor 80 Jahren die Hölle gewesen ist und fahren nach München, um sich im dortigen NS-Dokumentationszentrum noch intensiver mit dem Beginn des nationalsozialistischen Irrsinns zu beschäftigen.
Die Schülerinnen und Schüler organisieren am nächsten Tag ihre eigene Stadtführung und führen ihre Klassenkameraden an historisch bedeutsame Stätten. So begeben sie sich u.a. an die Ludwig-Maximilians-Universität, um im dortigen Lichthof Geschichte hautnah zu erleben. Hier verteilten die Geschwister Scholl ihre Flugblätter, die zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrütteln wollten. Im Justizpalast war die Beklemmung förmlich zu spüren. Im Gerichtssaal 253 fand der Prozess gegen die Mitglieder der Weißen Rose statt. „Das Gesetz ändert sich, das Gewissen nicht“, so Sophie Scholl „Ich finde es berührend und mutig, dass so junge Menschen für ihre Überzeugung eingestanden und sogar gestorben sind“, meinen Marie Gardner und Lara Kicherer unisono.
„Die Erinnerung darf nicht enden, sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt“, so Roman Herzog, ehemaliger Bundespräsident, im Jahre 1996.
Vielleicht sind es diese Fahrten, die ein Erinnern möglich machen, um ein Bewusstsein zu schaffen, dass so etwas nie wieder passiert.